Die Wahrheitskommission von Pernambuco stellte am 27. Mai 2014 ihren abschließenden Bericht über die Ermordung von Padre Antônio Henrique Pereira Neto vor und bezeichnete das Verbrechen als eindeutig „politisch motiviert“.
Der geistliche Sekretär des Erzbischofs von Recife und Olinda war am 26. Mai 1969 in Recife entführt worden. Ein Wachmann fand den 28-Jährigen einen Tag später auf dem Gelände der Universität von Recife. Sein Körper war von Hämatomen und Messerstichen übersät. Sein Gesicht war durch drei Kopfschüsse völlig unkenntlich gemacht.
Auf den Tag 45 Jahre nach dem Mord widerlegte die Kommission nun öffentlich die These der damals verantwortlichen Ermittlungsbehörden. Sie hatten behauptet, der Padre wäre von Jugendlichen getötet worden, die er im Rahmen seiner kirchlichen Arbeit beim Drogenentzug unterstützte.
Diese Aktivitäten seien jedoch unter anderem der Grund gewesen, Padre Henrique zu ermorden, sagte Henrique Mariano, das für den Fall zuständige Kommissionsmitglied, in seinem Vortrag. “Sein Engagement für politische Bildung und Bewusstseinsbildung bei Jugendlichen machten ihn in den Augen der konservativen Käfte ‘subversiv’.”
Padre Henrique war zudem die rechte Hand des Erzbischofs Dom Hélder Camâra. Der Befreiungstheologe machte Folter und Morde durch die Militärs international bekannt und galt als einer der bedeutendsten Kämpfer für Menschenrechte in Brasilien. Man geht davon aus, dass ihn die Ermordung seines Freundes und Kollegen einschüchtern und zum Schweigen bringen sollte.
Auf Grundlage von Dokumenten des brasilianischen Geheimdienstes nannte Mariano Henrique auch die Namen der Verantwortlichen: Bartolomeu Gibson, Ermittlungsleiter des damaligen Sekretariats für Öffentliche Sicherheit; Rivel Rocha und Humberto Serrano, Polizeiagenten; Rogério Matos, Student und Mitglied des anti-kommunistischen paramilitärischen Kommandos zur Jagd auf Kommunisten (portugiesisch: Comando de Caça aos Comunistas, CCC) und Jerônimo Gibson.
Der ebenfalls auf der Pressekonferenz anwesende Bürgermeister von Recife, Geraldo Julio, kündigte an, eine Büste Padre Henriques auf dem Platz Largo do Parnamirim aufstellen zu lassen. Dort hatte man den Geistlichen zum letzten Mal lebend gesehen. Außerdem stellte er die Einrichtung eines Büros für „Erinnerung und Wahrheit“ im Rathaus Aussicht. Es soll die Arbeit der regionalen und nationalen Wahrheitskommission zukünftig unterstützen.
Auch wenn der Bericht der Wahrheitskommission nur bestätigt, was in politischen Kreisen längst als Tatsache gilt, so ist die “Offizialisierung” der Wahrheit über den Mord an Padre Henrique und die Benennung der Verantwortlichen ein weiterer wichtiger Schritt zur Entstehung einer “kollektiven” Erinnerung an die Zeit der Militärdiktatur – in Pernambuco und in ganz Brasilien.