Für Erinnerung, Wahrheit und Gerechtigkeit

 ZIVILGESELLSCHAFTLICHE AUFARBEITUNG DER BRASILIANISCHEN  DIKTATUR AM BEISPIEL DES BUNDESSTAATES PERNAMBUCO

Mit dem Abschlussbericht der Nationalen Wahrheitskommission hat der brasilianische Staat im Dezember 2014 erstmals umfassend Verantwortung für die massiven Menschenrechtsverletzungen übernommen, die während der Diktatur (1964–1985) begangen worden sind. Zuvor war es vor allem die Zivilgesellschaft, die historische Aufarbeitung und Erinnerungsarbeit leistete und sich für die juristische Verfolgung der Verantwortlichen einsetzte. Das offizielle Bekenntnis zur Wahrheit ist daher ein wichtiger, längst überfälliger Schritt für Brasilien.

Die lange Liste von Empfehlungen für notwendige staatliche Aufarbeitungs- und Demokratisierungsmaßnahmen und die Frustration und Hilflosigkeit der Kommission angesichts der verschlossenen Militärarchive zeigen jedoch, dass dies nur der Anfang gewesen sein kann. Die Arbeit der zivilgesellschaftlichen Öffentlichkeit ist heute wichtiger denn je, um die Erkenntnisse des Berichts in eine echte Chance zu verwandeln, aber auch um an die offenen Fragen zu erinnern und dafür zu kämpfen, dass die Wahrheit nicht länger Unterpfand der Täter bleibt.

«Es ist leicht zu sagen, dass wir im Namen der nationalen Versöhnung alles vergessen müssen, während es so viele Familien gibt, die ihre Kinder suchen, ohne zu wissen, ob sie am Leben sind oder wo sie sind, ob sie tot sind und auf welchen Friedhöfen sie liegen. Wir wollen keine Rache, sondern Gerechtigkeit.»
Rosalina Santa Cruz, deren Bruder Fernando 1974 verhaftet wurde und seitdem «verschwunden» ist.

National Truth Commission hands over final report to President Dilma Rousseff

National Truth Commission hands over final report to President Dilma Rousseff

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Was ist die Nationale Wahrheitskommission?

Die Nationale Wahrheitskommission, portugiesisch Comissão Nacional da Verdade (CNV), wurde am 16. Mai 2012 durch das Gesetz 12.528 eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, schwere Menschenrechtsverletzungen aufzuklären, die zwischen dem 18. September 1946 und dem 5. Oktober 1988 in Brasilien und an Brasilianern im Ausland begangen wurden.

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Die Wahrheits- und Erinnerungskommission Dom Hélder Câmara

Die Wahrheits- und Erinnerungskommission Dom Hélder Câmara des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco, portugiesisch Comissão Estadual da Memória e Verdade Dom Hélder Câmara (CEMVDH), wurde am 1. Juni 2012 vom damaligen Gouverneur des Staates Pernambuco, Eduardo Campos, eingesetzt. Das Gesetz 14.688 legt die Ziele und Aufgaben der Kommission fest.

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Vom rätselhaften Tod eines Folterers

Ein ehemaliger Offizier wird nach einem Einbruch tot in seinem Haus in Rio de Janeiro aufgefunden. Viele Waffen und insbesondere mehrere Laptops wurden entwendet. Und das nur wenige Wochen, nachdem er während einer Anhörung vor der Nationalen Wahrheitskommission stolz berichtet hatte, wie und mit wem er während der Diktatur brutal folterte und tötete. Ein Zufall? Kaum vorstellbar.

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