Miguel Arraes wurde am 15. Dezember 1916 in Araripe, Ceará als Sohn von Kleinbauern geboren. Mitte der 30er Jahre zog er zum Jura-Studium nach Recife, Pernambuco. Dort begann er seine politische Karriere und wurde zu einem der bedeutendsten Führer der brasilianischen Linken.
Er war Abgeordneter der Bundesregierung Pernambuco und später im brasilianischen Nationalkongress. 1962 wurde er zum ersten Mal zum Gouverneur gewählt. In dieser Amtszeit zwang er u.a. die Besitzer von Fabriken und Zuckerrohrplantagen im Landesinneren zum Abschluss eines Vertrages über die Zahlung eines Mindestlohns an die Landarbeiter und förderte die Gründung von Gewerkschaften, kommunalen Interessenverbänden und Bauernvereinigungen („ligas camponesas“).
„Ich werde nicht den Willen derer verraten, die mich gewählt haben.“
Am 1. April 1964, dem Tag des Militärputsches, wurde Miguel Arraes, Gouverneur von Pernambuco, seiner Position enthoben. Soldaten des Vierten Armeekorps umzingelten den Prinzessinnenpalast in Recife, Sitz der Landesregierung. Einen Rücktritt lehnte Arraes ab, obwohl man ihm anbot, dann nicht ins Gefängnis zu kommen. „Ich werde nicht den Willen derer verraten, die mich gewählt haben.“
Am Nachmittag desselben Tages wurde Miguel Arraes bereits festgenommen. Man verbrachte ihn in eine kleine Zelle des 14. Infanterie-Regiments von Recife und von da aus auf die Insel Fernando de Noronha – etwa 350km östlich vor Recife – wo er elf Monate inhaftiert blieb. Von da aus verschleppten ihn die Militärs erneut nach Recife und im Jahr 1965 schließlich in das Gefängnis der Festung Santa Cruz in Rio de Janeiro. Von dort konnte er Asyl in Algerien beantragen, das ihm und seine Familie am 25. Mai des Jahres gewährt wurde. 1967 wurde Arraes in Abwesenheit wegen „Subversion“ zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt.
1979, mit Erlassung des Amnestiegesetzes, konnte die Familie schließlich nach Brasilien zurückkehren. Bis 1998 wurde er noch dreimal in den Nationalkongress und zweimal zum Gouverneur von Pernambuco gewählt. Er starb am 13. August 2005 in Recife.
2008 gründete seine Witwe Magdalena Arraes das Institut Miguel Arraes, mit dem Ziel, die Erinnerung an den ehemaligen Gouverneur zu bewahren.
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